Elias Sime aus Äthopien im Kunstpalast
Bisher hierzulande nicht sehr bekannt
Eine außergewöhnliche Ausstellung zeigt das Museum Kunstpalast. Im Ehrenhof sind Werke des äthiopischen Künstlers Elias Sime zu sehen. Geschaffen hat er sie aus Überresten und Einzelteilen von Computern, Videorecordern und Fernsehgeräten. Der Künstler aus Äthiopien ist in Deutschland nahezu unbekannt. Seine Werke waren in New York oder auf der Biennale in Venedig zu sehen. Mit der Art:Card sind sie nun bequem zum ersten Mal in Deutschland zu entdecken.
Fotografien geben das Besondere an Simes Werken nicht gut wieder. Auch wenn man sie aus der Ferne sieht, zeigen sie nicht, was sie auszeichnet. Das ist erst in der Begegnung aus der Nähe zu entdecken. Simes Arbeiten sind dreidimensional, bestehen aus bunten Drähten, aus Platinen elektronischer Geräte, aus Tasten und Tastaturen von Computern.
In den 90er Jahren hat Sime damit begonnen, das Material für seine Werke zu sammeln. Seitdem nimmt er elektronische Geräte auseinander, sortiert Drähte, Batterien. Kondensatoren, gedruckte und gelötete Teile, collagiert die Einzelteile auf Holztafeln, aus denen er seine großen Wandbilder zusammensetzt. Ästhetisch ist das äußert reizvoll. Es entstehen Reliefs, man glaubt oftmals, ein Satellitenbild vor sich zu haben. Zum Beispiel in den Tightrope-Collagen. Tightrope bedeutet Drahtseil. Aus Drähten, die früher einmal Strom geleitet haben, und anderen Materialien bringt Sime Gebilde hervor, die an bekannte Städte erinnern. „Tightrope: Dichotomy: No. 1“ etwa zeigt Venedig, den Canal Grande aus blauen Drähten, die Stadtteile der Lagunenstadt aus mit Draht umwickelten Klötzen. Oder „Tightrope: Echo: No. 1“ - ein Reflief aus Computertasten. Es gleicht einer riesigen Stadtlandschaft. Ist das New York mit Liberty und Elis Island? Die Tasten und blauen und braunen Drähte dieses Werkes machen deutlich, was Sime bewegt: Das Material verweist auf Kommunikation, die Assoziation der Wahrnehmungen weist auf globale Verstrickung. Sime sagt über seine Kunst: „Es geht nicht um Äthiopien. Es geht nicht um Afrika. Die Globalisierung ist überall. Sie ist in jedem einzelnen Leben präsent, unabhängig davon, ob es einem gefällt oder nicht.“
Die Sime-Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Der erste Raum gibt einen Überblick über die Art und Weise der Kunst und des Arbeitens des Äthiopiers. Danach begegnen die Besucherinnen und Besucher den Werken, wie sie sich seit den frühen 2000er Jahren entwickelt haben. Da sind frühe Materialbilder aus Knöpfen, Bilder aus Baumwollfäden, Skulpturen – wie die aus Stroh und Lehm geformten Affen, die auf dem Boden hocken – und eben die jüngsten Tightrope-Werke. Manche davon haben eine lange Entstehungszeit. Das hängt mit dem Material zusammen. So sammelte Sime für „Tightrope: It Is Green: No. 8“ (2023) fast 20 Jahre lang rote Drähte, aus denen diese Arbeit besteht.
Ungefähr in der Mitte der Ausstellung gibt es einen Raum, in dem die Besucherinnen und Besucher das Collagieren mit gesammelten Materialien ausprobieren können. Daneben machen Filme auf Simes reiches Wirken aufmerksam. Dabei geht es um den Künstler genauso wie um Zoma, das zeitgenössische Kunstzentrum in Addis Abeba, das Sime mit der Schriftstellerin Meskerem Assegued gegründet hat.
Felicity Korn hat diese Ausstellung kuratiert. Sie wünscht sich: „Möge Elias Simes Kunst ein starkes Echo finden!“ Bei denen, die dieser außergewöhnlichen Kunstschau live begegnen, wird sie einen starken Widerhall haben.
Dr. Ulrich Erker-Sonnabend
Elias Sime. Echo. Kunstpalast, Ehrenhof, Düsseldorf. Bis zum 1. Juni 2025.
