Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Hans-Peter Feldmann. Eine Retrospektive mit Ernst und Humor | Theatergemeinde Düsseldorf |

Hans-Peter Feldmann. Eine Retrospektive mit Ernst und Humor

„Kunstausstellung“ im Kunstpalast


Schon vor dem Museum eine erste Irritation: Da hat einer seinen Golf neben dem Haupteingang eingeparkt. Doch das grüne Auto ist umgekippt und liegt auf dem Dach. Es ist ein erstes Stück der Ausstellung, die Hans-Peter Feldmann im Kunstpalast gewidmet ist. Mit der Art:Card lässt sich eine beeindruckende Werkschau des Düsseldorfer Künstlers bequem besuchen.

Mit dem Auto-Objekt erklingt ein Grundton: es geht um Irritationen, Eingriffe, mit Humor und auch mit gebotenem Ernst. Hans Peter Feldmann ist als Humorist oder gar Eulenspiegel charakterisiert worden, doch das trifft es nicht wirklich. Er ist ein hintergründiger Künstler, der bei der Malerei anfing, dann zur Fotografie wechselte und mit all seinen Werken auch Wesentliches zur Konzept- und Gegenwartskunst beigetragen hat – und das eben nicht nur lustig, sondern immer durchdacht und auch sehr ernsthaft.

Zum Beispiel im ersten Raum. Da hängen zwei Gemälde von der Decke, sie zeigen gemalte Schubladen, auf ihren Rückseiten Collagen von Frauenköpfen, ausgeschnitten aus Illustrierten und Werbekatalogen. Feldmann gab die Malerei auf, verschrieb sich der Fotografie und dem Sammeln von Bildern aus allen möglichen Quellen. Zu seinen Frühwerken gehören die Bilderhefte, die hier ebenfalls von der Decke hängen und zum Blättern animieren. Titel tragen sie nicht, nur die Anzahl der enthaltenen Bilder stehen auf den Covern: 1 Bild, 8 Bilder, 5 Bilder. Der Inhalt: Fotos von Krankenwagen der 60er und 70er Jahre, ein andermal ein Bild der Pyramiden von Gizeh, Fotos von Fahrradfahrern, verschneite Wälder. An der Wand unter anderem die Fotoserie, die Feldmann von einer Frau, die Fester putzt, gemacht hat. Kunst zwischen Alltäglichem, Öffentlichem, Privaten.

Diese Retrospektiv-Ausstellung war mit Feldmann geplant. Der Tod des 1941 Geborenen im Jahr 2023 machte jedoch ein Überdenken der ursprünglich wohl mehr assoziativen Konzeption notwendig. Zu sehen ist jetzt eine anregende, meistenteils chronologisch gegliederte Werkübersicht.

Der Ort der „Kunstausstellung“ (so der Titel) ist für den Düsseldorfer Feldmann ein besonderer. Der Kunstpalast, so erzählte es Feldmann einmal, sei das erste Museum gewesen, das er als Kind besucht habe. Dort habe er auch zum ersten Mal einen nackten Frauenkörper gesehen – auf einem Rubensbild. Jetzt schließt sich der Kreis, wenn Feldmanns Werke hier zu sehen sind.

In Linz hat Feldmann Malerei studiert, nachdem er an der Kunstakademie seiner Heimatstadt Düsseldorf abgelehnt worden war. Bald aber ließ er die Malerei hinter sich, weil er dafür nicht genug Talent gehabt habe, so seine Selbsteinschätzung. Er begann zu fotografieren und sammelte Bilder aus Alltagsmedien, Illustrierten und Werbekatalogen. Schwarz-weiß Fotos koloriert er ab und an und stellt so aufgrund der Herkunft der gesammelten und gefundenen und eben auch bearbeiteten Bilder sowie durch einen unspezifischen Umgang mit Auflagenhöhen und Preisen Kunstbegriffe und den Kunstmarkt in Frage. Seine Fotohefte zeigte er auf der documenta 5 und seine „Sonntagsbilder“ (21 Drucke von Parkansichten, Schwänen, Katzen, Paaren) auf der documenta 7.

Für gut 10 Jahre stieg Feldmann aus dem Kunstbetrieb aus. Er widmete sich seinem Laden, in dem er seit 1975 in der Düsseldorfer Altstadt Krimskrams und Blechspielzeug verkaufte. Doch auch der Laden wurde später als Kunstwerk wahrgenommen – heute befindet er sich in der Sammlung des Münchener Lenbachhauses.

Bei Feldmanns Rückkehr in den Kunstbetrieb Ende der 80er Jahre spielen seine
(Foto)-Künstlerbücher eine besondere Rolle. Sie sind zum Durchblättern ausgestellt. Herzstück der Ausstellung ist allerdings die Serie der 101 Bilder von Menschen im Alter von 0 bis 100 Jahren. Wer diese Fotos betrachtet, so Kuratorin Felicity Korn, sucht sich selbst im Kontinuum der Zeit.

Zur späteren Phase von Feldmanns Schaffen gehören Installationen – die Spielzeugfiguren und Fundstücke, die sich im abgedunkelten Raum drehen, dabei angestrahlt werden und so ein sich wechselndes Schattenspiel auf die Wand werfen.

Beeindruckend ist das Sammelobjekt aus Titelseiten internationaler Zeitungen vom 12. September 2001 – 9/11, ein historischer Moment im Alltag einer bedrohten Weltgesellschaft. Zu den geschichtlich motivierten Projekten gehört auch das Buch „Die Toten“ über diejenigen, die im Zusammenhang mit dem RAF-Terrorismus ums Leben gekommen sind.

Neben diesen ernsten Themen ist natürlich auch über Humor zu sprechen. Nicht nur der auf dem Dach liegende grüne Golf neben dem Museumseingang deutet darauf hin. Da sind noch die Fotos von den Autoradios zu erwähnen – aufgenommen während sie gute Musik spielen – oder die Porträts von Brotscheiben oder das Pfund Erdbeeren, wobei jeder Frucht ein einzelnes Foto gewidmet ist. In Marinebildern hat Feldmann die Schiffe übermalt, so dass sie zu reinen Seestücken wurden. In Vitrinen findet sich ein Sammelsurium: eine Rassel, ein Hammer, ein Radio, eine Parkscheibe, Kalender, Spielkarten – eine Wunderkammer des Alltags. Die Büste der Nofretete hat zwei klare, aber schielende Augen. Die Abgebildeten in verschiedenen Familienporträts haben eine rote Nase aufgemalt bekommen.

Wofür steht Feldmann mit seinem Werk? Kuratorin Korn verweist bei der Antwort darauf, dass Feldmann sämtliche Themenkreise des Lebens reflektiert. Und auch sein Humor sei in der Kunstwelt besonders. Der Wandtext im abschließenden Raum dieser Ausstellung bringt die zentralen Fragen von Feldmanns Werk auf den Punkt: „Was ist Kunst? Wo fängt sie an, wo hört sie auf?“ Schräg gegenüber an der Wand lehnen 50 Ölgemälde – man sieht nur ihre braunen Rückseiten.

Hans-Peter Feldmann, Kunstausstellung. Museum Kunstpalast, Ehrenhof, Düsseldorf. Bis zum 11. Januar 2026

Ulrich Erker-Sonnabend

Familie mit roten Nasen (2015). Foto: Galerie Mehdi Chouakri/Kunstpalast 2025 | © Hans-Peter Feldmann

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